Wie wir mit Daten & KI die ambulante Pflege entlasten können – eine Kurzgeschichte
27.7.2035 „8:43 – Nowak, Felix – **Anpassung der Route erforderlich**”
Es war ein ruhiger Morgen, bis Felix, auf dem Weg zu einer seiner Kundinnen, eine Benachrichtigung auf dem Display seines Fahrzeugs erhielt. Ein dringender Arztbesuch eines Kunden hatte die Tagesplanung seines Pflegedienstes durcheinandergeworfen. Gleichzeitig hatte seine Kundin Frau Gundlach gemeldet, dass sie sich nicht wohl fühle und heute früher Unterstützung brauche als geplant.
Vor nicht allzu langer Zeit hätte diese Veränderung eine ganze Kette an Aufgaben ausgelöst. Er hätte Kolleg*innen kontaktieren, Angehörige informieren und alles genau dokumentieren müssen. Dabei wäre viel wertvolle Zeit verloren gegangen. Vermutlich wäre eine andere Pflegekraft zu Frau Gundlach geschickt worden. Doch dank seines digitalen Assistenten wurden all diese Schritte automatisiert durchgeführt, sobald die Änderung der Route bekannt wurde.
„09:41 – Nowak, Felix – Pflegeeinsatz bei Hilde Gundlach beendet”
Felix sah die Bestätigung, als er in sein Fahrzeug zurückkehrte. Frau Gundlach vertraute ihm als Pfleger, was seine Arbeit erheblich erleichterte. Genau dieses Vertrauensverhältnis war der Grund, warum das System gerade ihn für diesen dringenden Einsatz bei Frau Gundlach vorgeschlagen hatte.
Für die Kontrolle der Dokumentation ging er den Einsatz noch einmal in Gedanken durch: Beim Betreten der Wohnung hatte sein Assistenzsystem bereits die Werte von Frau Gundlachs Blutzuckermessgerät in die digitalen Akten übertragen. Felix hatte die Werte nur noch abgleichen müssen. Das verschaffte ihm die zeitliche Freiheit, sich voll und ganz auf Frau Gundlach zu konzentrieren. Ein herzliches Gespräch, ein paar Scherze und die gesundheitlichen Fortschritte seiner Kundin – all das erfüllte seinen Beruf mit Sinn.
Der für die medizinische Versorgung relevante Teil des Gesprächs wurde von einem KI-gestützten Assistenz-System als Dokumentation transkribiert, zusammengefasst und den eingetragenen Messwerten gegenübergestellt.
Doch bei der obligatorischen Kontrolle der Dokumentation und den vorgeschlagenen nächsten Schritten im Übergabeprotokoll fiel ihm auf, dass Frau Gundlach ihre Schmerzen nicht erwähnt und das System diese nicht erfasst hatte. Als erfahrener Pfleger hatte er diese jedoch durch die klare Körpersprache zur Kenntnis genommen.
Dank seiner Datenschulung wusste Felix, wie er vorgehen musste. Mit wenigen Klicks war der Fehler korrigiert. Das Assistenzsystem war zwar hilfreich, doch die endgültige Kontrolle und die Entscheidungen oblagen weiterhin ihm.
Bei der Einführung des Assistenz-Systems, das die Routenplanung unterstützte und die Pflegequalität durch den Einsatz von Daten erhöhen sollte, hatte Felix Zweifel gehabt. Dank einer in Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal entwickelten Datenschulung konnten viele seiner Bedenken ausgeräumt werden. Er sah weiterhin Verbesserungspotential, doch er war auch beruhigt, dass das Assistenz-System konstant weiterentwickelt wurde.
„09:46 – Nowak, Felix – Pflegeeinsatz bei Hilde Gundlach beendet / Dateneingabe korrigiert“
leuchtete auf dem Bildschirm von Frau Esen Polat auf. Die Pflegedienstleitung beim Träger blickte auf. Die Daten aus der Pflege von Frau Gundlach wurden anonymisiert und mit weiteren Daten ihrer Dienste aggregiert. Über eine übersichtliche Darstellung verschaffte sie sich schnell einen Überblick und erkannte einen gestiegenen Bedarf an Schmerzmitteln und Wassertabletten. Mit wenigen Klicks kommunizierte sie dies an den Einkauf und an das Rezeptmanagement, so dass es nicht zum Engpass kommen würde.
Im Hintergrund wurden gleichzeitig die Routen neu geplant. Frau Gundlach würde für die Erhöhung ihrer Dosis in den nächsten Tagen öfter besucht werden, dies würde gleich in das Abrechnungssystem eingespeist werden. Esen Polat schaute nur noch auf die Abrechnungen, wenn ihre KI ein Plausibiltätsproblem meldete.
Früher hätten kurzfristige Änderungen in den Tagesabläufen und der Dauermedikation viel händische Bürokratie bedeutet. Seit die Systeme für Einsatzplanung, die Leistungsnachweise und die Abrechnung zusammenarbeiteten, blieb Esen Polat viel mehr Zeit, um die einzelnen Pflegeeinsätze besser zu planen und mit den Kund*innen und ihren Angehörigen zu besprechen, wie sich die Bedürfnisse wandelten.
Zeit für echte menschliche Interaktion, die Verbesserung der Pflege und weniger Zeitaufwand für Dokumentation.
Das, so fand sie, war ein sinnvoller Einsatz von Daten.
Diese Kurzgeschichte ist Teil der AWO digital Datenreise. Wie Kurzgeschichten helfen können, sich die Zukunft besser vorzustellen könnt ihr hier nachlesen.